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Ein paar Anekdoten

Ich bin jetzt schon seit fast einem Monat in Kanada. Es ist krass wie schnell diese Zeit vorbeiging. Die ersten Tage kamen mir so lang vor, es war so aufregend (und anstrengend). Alles war neu und ungewohnt. Die Umgebung, die Sprache, die Leute…

Ich habe in den ersten Tagen so viel erlebt, dass ich auch schon seit zwei Wochen hätte hier sein können. In dieser ersten Zeit war ich immer sehr müde, egal wie viel ich geschlafen hatte. Auf der New Student Orientation wurde diese Müdigkeit als Teil des “Culture Shocks” und mit der vielen Arbeit des Gehirns (zum Übersetzen und so) erklärt. Inzwischen bin ich zum Glück nicht mehr so müde und konnte deshalb meine Freizeit für viele Ausflüge und Veranstaltungen nutzen. Deshalb hier ein paar Anekdoten aus meinem ersten Monat in Kanada.

 

An meinem zweiten Schultag bin ich zum ersten Mal alleine zur Schule gelaufen (und hatte ein paar Probleme den Weg zu finden (:).

Nach der Schule wechselte ich dann noch einmal meine Kurse. Es war nicht mehr viel frei, letztendlich konnte ich dann jedoch doch Kunst gegen Bio tauschen.

In Kanada und auch an meiner Schule sind Computer sehr viel mehr in den Unterricht eingebunden als in Deutschland. Jede*r Schüler*in hat ein eigenes Chromebook. Die Schulbücher und deshalb auch die meisten Aufgaben sind Online und werden auch dort eingereicht. Die Bewertung aller Aufgaben kann Online Live angesehen werden.

Ich holte mir den Zettel mit den Konditionen, den ich unterschrieben am Donnerstag wieder abgab und dann mein Chromebook bekam. Am Abend war ich dann mit Nora beim Yoga- Das war echt anstrengend. Ich hatte zwar schon immer mal wieder von Freund*innen gehört wie anstrengend Yoga sei, hatte dem aber nie so ganz glauben geschenkt.

Auf der Suche nach Nachmittagsaktivitäten landete ich am Donnerstag beim Badminton Club meiner Schule. Das hat echt Spaß gemacht. Es war nur ein bisschen schade, dass das Team nur aus drei Personen besteht. Insgesamt scheinen Nachmittagsaktivitäten bei den Leuten in meiner Umgebung nicht sooo verbreitet zu sein. Die meisten meiner Klassenkamerad*innen antworteten auf die Frage was sie Nachmittags machten Fernsehengucken oder Zocken…

 

Einen Tag später hatte ich dann meinen ersten Snowday- also schulfrei weil wir „eingeschneit" waren. In der nächsten Woche hatte ich dann wieder zwei Snowdays. Einmal, da es wegen des Ice Rains (Regen der überall zu einer zentimeterdicken Eisschicht gefror,) wohl zu gefährlich gewesen sei zur Schule zu laufen/ fahren.

Am nächsten Tag hatten wir dann 3/4 Ausfall, da es im Laufe des Tages sehr stark schneite und von Stunde zu Stunde schlimmer wurde. Ich habe meine Schneefreien Tage sehr genossen, da ich ein wenig länger schlafen konnte (und zu dieser Zeit den Schlaf echt gebrauchen konnte) und natürlich weil Schnee einfach toll ist. Wegen des "schlechten" Wetters hatten wir außerdem Stromausfall- dies verschaffte mir und meinen Mitschüler*innen am nächsten morgen eine Ausrede, warum wir unsere Hausaufgaben nicht machen konnten (wegen des Stromausfalls konnten wir LEIDER die ONLINE Aufgaben nicht machen, da das WLAN nicht funktionierte).

Laut anderer/n Austauschschüler*innen war diese große Menge an Snowdays jedoch nicht normal und es habe im letzten Winter nur einen einzigen Snowday gegeben. Also genieße ich jeden Snowday, denn wer weiß wann (/ob) der nächste kommt.

 

Am Wochenende war ich dann mit Nora in einem Thrift Store, ich war bisher nur in den hamburger “Schicki micki” Second Hand Shops in denen Klamotten teilweise teurer sind als sie neu zu kaufen😅. Hier gibt es einfach riiiiesige und tatsächlich billige Second Hand Shops in denen man alles kaufen könnte (zum Beispiel eine Ananas Lampe). Das war echt lustig da wir viel Schrott anprobiert haben.

Außerdem waren wir noch bei einem Bird Walk. Die Führung war ziemlich gut besucht (knapp 20 Leute) und ich habe echt viel gelernt.

 

In meiner zweiten Schulwoche musste ich dann ein Assessment schreiben. Dabei ging es um Leseverstehen und Textproduktion, laut der zuständigen Lehrerin (meine Schule hat extra eine Lehrerin für alle, die Englisch nicht als Muttersprache sprechen) sei dies jedoch einfach nur um zu sehen, wer wo Unterstützung bräuchte und um im Falle schulischer Probleme eine Einschätzung des Englischgrades zu haben...

Insgesamt war es nicht besonders schwer und ich denke nicht dass sich diesen Test je wieder jemand anguckt.

Über die Wochen haben wir auch immer mal wieder Tests geschrieben. Der größte Teil der Note kommt jedoch von den großen Exams in der Woche vor den Sommerferien. Auch die (Sommer)ferien unterscheiden sich sehr von den deutschen. Es gibt eine Woche Märzferien, zwei Wochen um Weihnachten. Der Rest der Ferien ist im Sommer- Also mehrere Monate auf einmal.

Locker

In dieser Woche besorgte ich mir außerdem einen Locker- noch so ein amerikanisches Ding. Alle hier haben eine Locker und ich habe das Gefühl, dass alle Leute an meiner Schule ihre Locker für alles benutzen- also allen möglichen Kram darin haben. Ich kann das nicht so ganz verstehen, da wir keine Schulbücher haben und die einzigen Dinge in meinem Locker deshalb meine Sportschuhe sind. Ich bin aber trotzdem irgendwie froh einen Locker zu haben, mal sehen ob ich noch irgendwas zum reintun finde:).

 

Die Nationalhymne

Für mich ist es immer noch befremdlich, dass jeden morgen in der Schule die Nationalhymne gespielt wird. Dann müssen alle aufstehen und man darf sich nicht bewegen. Ich fühle mich während dieser 3 Minuten immer sehr unwohl. Es ist interessant, da ich mit einigen meiner Klassenkameraden über dieses Thema gesprochen habe. Für die meisten ist es normal und sie haben kein Problem damit.

 

Mein Name

Insgesamt habe hier viele Leute Probleme mit meinem Namen. In Deutschland hat es mich immer aufgeregt wenn Leute mich z.B. Jana statt Janna genannt haben. Hier bin ich glücklich wenn es zumindest Ähnlichkeit mit meinem Namen hat. Ich bin Wahlweise Jonna, Juna, dʒəŋɑ:... Insgesamt ist es aber sehr lustig wenn Kanadier versuchen deutsche Wörter auszusprechen. Es gibt ja einige deutsche Wörter, die ins Englische übernommen wurden. Meine Gastmutter sagt zum Beispiel immer Gesundheit, wenn jemand niest. Und auch die Wörter Kindergarten und Sauerkraut werden regelmäßig von Leuten in meiner Umgebung verwendet.

Einmal war ich mit meiner Gastmutter mit einer Wandergruppe wandern. Die Wandergruppe hieß Volksmarsch, (ein Name den in Deutschland niemand verwenden würde, hier aber verwendet wird, da niemand den Namen und seine Vergangenheit versteht). Ich sprach mit dem Chef der Gruppe, der mir erzählte dass die Gruppe um 1940 von einem deutsche Auswanderer gegründet wurde, der diese Gruppe nach einer Wandergruppe in seiner Heimat benannte. Im 20. Jahrhundert (und auch schon davor) gab es viele Deutsche, die nach Kanada ausgewandert sind und auch schon davor gab es zahlreiche deutsche Städte überall an Kanadas Küste (Lunenburg ist z.B. eine ehemalige deutsche Siedlung). In Nova Scotia leben etwa 84. 000 Menschen mit deutschen Vorfahren und man sieht immer mal wieder Schilder und Ähnliches auf Deutsch. 

 

Bücher

Im Englischunterricht lesen wir immer mal wieder Bücher. Am Anfang hatte ich damit einige Probleme. Ich war sehr langsam und musste gefühlt jedes zweite Wort im Wörterbuch nachgucken. In Deutschland habe ich zwei Bücher auf Englisch angefangen. Da dies jedoch sehr viel Zeit in Anspruch nahm habe ich sie nie zu Ende gelesen und schnell beiseite gelegt. Hier kann ich das nicht so einfach machen. Ich bin sozusagen gezwungen auf Englisch zu lesen und das ist denke ich ganz gut, denn nur so lernt man Dinge.

Da ich nicht wirklich verstand was ich las, machte es mir am Anfang nicht soo viel Spaß englische Bücher zu lesen. Mittlerweile habe ich mich jedoch weitestgehend ans Englischlesen gewöhnt. Ich gucke kaum noch Wörter nach und bin insgesamt sehr viel schneller geworden (noch nicht ganz so schnell wie bei deutschen Büchern, aber das ist auch nicht mein Anspruch). Was auch noch zu Büchern zu sagen ist: Sie sind sehr teuer. Ich habe mir ein ganz normales Buch für 30$ gekauft und die Preise für ganz normale Bücher gehen hoch bis auf 50$. Ich meine es sind ja auch Bücher und ich bin bereit, so viel für Bücher auszugeben- ABER es ist einfach sehr viel teurer als in Deutschland. 

 

Lunchtime

Meine erste Mittagspause habe ich ja wie gesagt beim Yearbook Club verbracht. Die zweite Mittagspause war ich ein wenig verloren😂, ich saß ganz alleine an einem Tisch in der Cafeteria und hatte nicht wirklich was zu tun. In den nächsten Pausen wurde es besser.

Wir treffen uns einmal die Woche mit den Internationals und unserer Koordinatorin, um alles mögliche zu besprechen. Dann treffen wir uns Montags zum Yearbook Club und Donnerstag und Freitag um das Jahrbuch zu verkaufen (bisher haben wir noch nicht sehr viele verkauft, da leider nie jemand das passende Geld dabei hat- jaja. Kanns aber auch ein bisschen verstehen, da es 45$ kostet). Und sonst treffe ich mich mit den anderen Austauschschüler*innen im Pausenraum.

Während der Pause kann man sich im ganzen Gebäude aufhalten. Einen Schulhof gibt es nicht so richtig. Es gibt zwar zwei Basketballkörbe vor dem Gebäude, die werden aber von niemandem genutzt (vielleicht liegt es aber auch daran, dass es im Moment noch ziemlich kalt ist) Die meisten Leute bleiben also im Gebäude oder fahren mit ihrem Auto zum nächsten Tim Hortons.

Tim Hortons ist DER Laden in Kanada. Ich war mittlerweile auch schon ein Paar mal dort, bin aber nicht so begeistert wie die meisten anderen. Es ist schon cool dass man dort alles mögliche zu essen relativ günstig bekommt, aber es ist nur halt ein Laden.

Ich bin von der Lunch time ziemlich verwirrt, sie startet um kurz vor 11. Für mich ist das sehr viel zu früh um Pizza, Nudeln oder was weiß ich zu essen- Mal sehen ob ich mich während meiner Zeit hier daran gewöhne (wahrscheinlich nicht, da alle meine Mitschüler*innen auch der Meinung sind, dass die Pause zu früüüh ist).

Ein andernmal trug ich mich mit einer anderen Austauschschülerin zum Lunchtime Basketball ein. Dort spielten wir in 4er Teams ein kleines Basketballturnier, das hat echt Spaß gemacht. 

Das Th

Am Anfang hatte ich ein paar Probleme damit das th auszusprechen. In meiner ersten Woche fragte mich eine Mitschülerin ob ich aus Deutschland sei, da sich mein Akzent so anhören würde. Irgendwann war ich der Meinung das th inzwischen verstanden zu haben. Dann fragte mich ein Junge mit dem ich mich beim Schlittschuhlaufen unterhielt, ob ich aus Deutschland sei, da sich mein Akzent ja so anhören würde… Hmmm egal.

Das Schlittschuhlaufen hat dafür echt Spaß gemacht. Ich war dort mit einer Freundin und es ist einfach kostenlos, sowohl auf die Bahn zu gehen als auch sich Schlittschuhe auszuleihen. 

 

Insgesamt habe ich schon sehr viel hier erlebt und es ist echt nett mit meinen Mitschüler*innen und meiner Gastfamilie. Ich bin gespannt wie es so in den nächsten Wochen weitergeht, ich habe auf jeden Fall schon einige Pläne.